Willkommen beim Stimmblog

Hier teile ich gern Anregungen und Tipps zum Thema Stimme, Sprechen und Singen.
Zustimmung, andere Meinungen, Ergänzungen? Ich freue mich über jedes Feedback und antworte so schnell wie möglich.

Profi-Tipp 27.04.2020:

Sprechen mit Maske? Mit einem Lächeln geht’s besser!

Beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Nasen-Mund-Schutzmaske ab heute Pflicht. Gerade beim Einkaufen ist es aber schön, wenn wir mit dem/der Kassierer/in oder mit anderen Menschen ein paar nette Worte wechseln. Was dann dabei fehlt, ist unser sichtbares Lächeln.


Maske auf – fremdes Aussehen

Unsere Mundwinkel sind vielleicht die wichtigsten Kommunikations-„Organe“ überhaupt. Zeigen sie leicht nach oben und sind die Augen beteiligt, heißt das: „Ich fühle mich wohl“ oder „Ich meine es gut“. Aber mit aufgesetzter Maske sind wir uns selbst und anderen fremd. Unsere Mitmenschen können kaum erkennen, ob wir gut drauf sind oder nicht. Diese fehlende Information kann zu ungewollten Missverständnissen führen. Hier kommt jetzt unser Sprechen ins Spiel. 


Lächeln kann man hören – auch bei sich selbst

Hinter der Maske sieht man es nicht, aber: Wenn jemand uns anspricht, hören wir sofort, ob das Sprechen mit einem echten, wohlwollenden Lächeln passiert oder nicht. Wenn ja, fühlen wir uns durch den positiven Stimmklang gleich wohler und entspannter. 

Wir machen mal einen Selbsttest: Setze dir die Maske auf und schau in einen Spiegel. Sprich einen Satz wie „Heute scheint die Sonne“ mit neutraler Stimme. Jetzt denke an einen lieben Menschen oder an eine lustige Situation, so dass du herzlich lächelst, sprich den Satz noch einmal und achte dabei auf deine Augen. Entspanne kurz das Gesicht und lächle dann wieder von innen heraus. Sprich den Satz noch einmal und achte diesmal auf deine Stimme. Ich wette, sie klingt jetzt anders! 

Beim Sprechen kannst du also gern öfter mal lächeln, gerade wenn du deine Maske aufhast. Deine Stimme wird heller, angenehmer und entspannter klingen.  


Wie verbessert das Lächeln die Stimme?

Woher kommt das? Beim Lächeln wirken die Mundwinkel, die Oberlippe und die Nasen- und Augenmuskulatur zusammen. Das regt die Stimmresonanz im Nasenraum an und hebt auch das Gaumensegel, hinten im Mundraum, leicht nach oben. Deine Stimme bekommt so mehr Glanz und Raum, sie klingt angenehmer. 


Fazit:

Durch das Lächeln verbessert sich nicht nur dein Stimmklang, sondern auch deine Stimmung. Deine Mitmenschen werden es merken – probiere es einfach aus! 

Profi-Tipp 08.10.2019:

Lampenfieber?

Kann vorkommen, und meistens kann man es überhaupt nicht gebrauchen. Sie können aber Ihre nervöse Energie selbst herunterfahren und Ihren Auftritt souverän meistern. Probieren Sie diese einfache Übung jetzt gleich aus:

Setzen Sie sich aufrecht hin. Legen Sie die rechte Hand auf die linke Schulter so, dass die Hand einen guten Halt hat. Jetzt die linke Hand auf die rechte Schulter (für Linkshänder eventuell anders herum). Die Ellbogen liegen jetzt übereinander auf dem oberen Brustkorb. 

Schließen Sie die Augen und atmen Sie aus, dann ein. Der Atem wird bald von selbst ruhig und gleichmäßig. Bleiben Sie 1-2 Minuten so sitzen und lassen Sie langsam in den Schultern und im Nacken alles los. 

Öffnen Sie die Augen, und wenn Ihr Blick klar und ruhig ist, lösen Sie die Arme und genießen Sie die Ruhe in sich selbst. Wenn Sie diese Übung vor Ihrem nächsten Auftritt machen, sind Sie gut vorbereitet, ruhiger und sicherer. Dann viel Erfolg!


Dank an Julia Barthe für diese herrliche Analyse der Stimmfächer! 
https://www.julia-barthe.de/wordpress/unterricht/

Profi-Tipp 01.07.2019: 

Sich einzählen

Sicher kennen Sie die Situation: Sie werden in 5 Minuten vor versammelter Mannschaft eine Rede halten. Es geht um viel. Sie müssen Ihre Leute abholen und motivieren. Was Sie sagen, ist wichtig, aber wie Sie es sagen, ist wichtiger.

So bereiten Sie sich und Ihre Stimme gut vor:

  1. Machen Sie die Tür zu. 
  2. Stehen Sie aufrecht, mit geschlossenen Augen.
  3. Atmen Sie durch die Nase langsam ein und langsam aus, fünfmal. Schauen Sie in die kurze Pause nach dem Ausatmen.
  4. Öffnen Sie die Augen wieder und lächeln.
  5. Zählen Sie sich ein: Sprechen Sie mit tiefer Stimme: "Eins, zwei, drei, vier, fünf." 
    Dann das Gleiche mit höherer Stimme. Dabei lächeln!  
    Zum Schluss zählen Sie in Ihrer normalen Sprechstimme. 


Ihre Stimme ist jetzt bereit, und Sie sind es auch. 
Dann viel Erfolg! 

Doktor Wald

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
mich unverstanden fühle oder alt,
wenn mich die holden Musen nicht liebkosen,
dann konsultiere ich den Doktor Wald.

Er ist mein Augenarzt und mein Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater,
ob er von Kummer oder Kognak ist.

Er hält nicht viel von Pülverchen und Pille,
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein!
Und kaum empfängt mich seine duft’ge Stille,
 raunt er mir zu: „Nun atme mal tief ein!“

Ist seine Praxis auch sehr überlaufen,
in seiner Obhut läuft man sich gesund,
und Kreislaufschwache, die noch heute schnaufen,
sind morgen ohne klinischen Befund.

Er bringt uns immer wieder auf die Beine
und unsere Seelen stets ins Gleichgewicht,
verhindert Fettansatz und Gallensteine;
bloß: Hausbesuche macht er leider nicht!

Autor: Helmut Dagenbach, 1986